Guanchen – Die vergessenen Ureinwohner der Kanaren

Basilika Candelaria Kanaren

Heute erinnert man sich auf den Kanaren wieder an die ursprünglichen Bewohner der Insel. Als die Spanier vor rund 600 Jahren als Eroberer landeten, war aber das Schicksal der Guanchen besiegelt.

Selbst wenn die Kanaren dem Besucher von heute sprichwörtlich spanisch vorkommen, dass war nicht immer so. Tatsächlich waren die Kanarischen Inseln aufgrund ihrer abgelegenen Lage vor der afrikanischen Küste lange Zeit förmlich aus dem Gedächtnis der Europäer verschwunden. Zwar nehmen Historiker an, dass schon die Phönizier 1000 v. Chr. Handel mit den Bewohnern betrieben, ab dem Jahr 800 schienen die Europäer die Inselgruppe aber schlicht vergessen zu haben.

Das änderte sich erst 1402 wieder, als die Spanier mit ihrem Eroberungsfeldzug begannen, der immerhin bis 1496 andauern sollte. Erst dann gaben sich die Guanchen, die Ur-Einwohner der Kanaren, in der zweiten Schlacht bei Acentejo auf Teneriffa endgültig geschlagen. Auf bis zu 50.000 schätzt man die Anzahl der Guanchen, ehe die Spanier landeten. Doch schon während des blutigen Eroberungskrieges sank die Zahl der Ur-Einwohner beträchtlich. Die spanische Politik die Guanchen sozusagen zu hispanisieren tat am Ende ihr Übriges, um auch die Reste dieses Volkes verschwinden zu lassen. Ihre Spuren finden sich aber bis heute in den Genen der Kanarenbewohner.

Herkunft der Guanchen liegt immer noch im Dunkeln

Woher die Guanchen ursprünglich stammten, weiß selbst heute kaum einer wirklich genau. Zwar gibt es in der überlieferten Sprache ein paar Ähnlichkeiten mit dem nordafrikanischen Berberisch, man nimmt aber ganz allgemein an, dass es immer wieder einige Einwanderungen aus dem afrikanischen Raum gab. Die Ureinwohner wurden von den Spaniern hellhäutig beschrieben, im Durchschnitt sollen sie die Neuankömmlinge auch um gut zehn Zentimeter überragt haben.
Zwar waren ihre Vorfahren einst übers Meer auf die Insel gekommen, die späteren Guanchen aber schienen das Meer eher zu scheuen. Zwischen den einzelnen Inseln bestand kaum Kontakt und selbst das Fischen beschränkte sich auf Inselinneres und dem Strand. So voneinander und von der Welt isoliert lebten die Urkanaren bis zur Eroberung durch die Spanier in einer bäuerlichen Welt von Getreideanbau und Viehzucht. Ihre Werkzeuge waren noch aus Stein, die Metallverarbeitung hatte die Inseln nie erreicht. Sie organisierten sich meist in Stämmen, die von einem mencey bzw. guanarteme angeführt wurden. Das man auf Teneriffa für den Anführer ein anderes Wort verwendete, als auf Gran Canaria mag ein weiterer Beleg für die Isolation sein, mit der die Guanchen auf ihren jeweiligen Inseln lebten.

Mumien der Guanchen geben Rätsel auf

Zwar mochten die Guanchen nur Steinwerkzeuge besessen haben, das ein oder andere Rätsel hinterließen sie der Geschichte allerdings dennoch. Weltberühmt wurden die auf den Kanaren gefundenen Mumien, die erstaunlich gut erhaltene Verstorbene teilweise aus dem 13. und 12. Jahrhundert vor Christus zeigen. Wie genau die Mumifizierung stattfand ist noch nicht bis ins kleinste Detail erforscht, es deutet aber wohl auf eine frühzeitliche Kultur hin.

Wahrscheinlich waren es wohl auch diese Mumien, die noch heute über die Welt zerstreut in den Museen zu finden sind, die so manchen Atlantologen auf die Idee brachten, es könne sich bei den Kanarischen Inseln um die Überreste von Atlantis handeln und die Guanchen seien die Nachfahren der Bewohner des verschwundenen Kontinents. Immerhin verortete der Grieche Platon das Inselreich Atlantis vor den Säulen des Herkules, der heutigen Meerenge von Gibraltar. Beweise bleiben die Atlantisjäger aber auch diesmal schuldig.

Das wahre Schicksal der Guanchen war weniger spektakulär, dafür aber umso trauriger. Waren nach der endgültigen Eroberung ihrer Heimat noch rund 20.000 Guanchen übrig, wurden sie von den Spaniern teils versklavt, teils auf andere Inseln oder nach Spanien selbst zwangsumgesiedelt. Mit der Zeit aber begannen sich die folgenden Generationen mit den Spaniern zu vermischen, so dass sie heute vollkommen mit der Bevölkerung verschmolzen sind. Vielleicht erinnert man sich auch deshalb heute auf den Kanaren wieder an die ursprünglichen Bewohner der Inseln und versucht ihre untergegangene Kultur neu zu entdecken, um sie auch kommenden Generationen nahebringen zu können.

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